Die Mitglieder einer normalverrückten sardischen Großfamilie kommen mit den Widrigkeiten des Alltags nicht klar und konstruieren sich ihre eigene heile Welt.
Rezension
Die 18-jährige Ich-Erzählerin glaubt, ihre Affäre mit einem verheirateten Sadisten sei die wahre Liebe. Dabei ist sie ebenso unglücklich wie die anderen Mitglieder ihrer sardischen Familie: Ihre ängstliche Mutter, die als Malerin die Hässlichkeit der Welt vergessen will; ihre attraktive Tante, die von jedem ihrer Liebhaber verlassen wird; ihr Vater, der sein Glück irgendwo im fernen Südamerika sucht und ihr ständig Klavier spielender Bruder. Sie alle klammern sich verzweifelt an verkorkste Beziehungen und ihren diffusen Glauben und kämpfen tapfer gegen die Widrigkeiten des Lebens an: "Ich schreibe Geschichten, denn wenn die Welt hier mir nicht gefällt, versetze ich mich in meine, und es geht mir prächtig" Der naive Tonfall, in dem die Autorin selbst die brutalen Folterungen ihrer Hauptfigur schildert, verleiht dem Debütroman einerseits eine Lockerheit, die erheitert, andererseits jedoch irritiert, auch wenn das Fazit lautet: Man muss Situationen nicht unbedingt ändern. Hartnäckiger Optimismus kann das Leben schöner erscheinen lassen.
Die detaillierten Schilderungen der sadistischen Quälereien sind jedoch selbst für tolerante Leser eine Zumutung - für unsere Büchereien daher eher nicht geeignet.Rezensent: Ileana Beckmann 11.04.2007
Personen: Agus, Milena
Agus, Milena:
Solange der Haifisch schläft : Roman / Mliena Agus. Dt. von Annette Kopetzki. - 1. Aufl. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2007. - 172 S. ; 20 cm. - Aus d. Ital.
ISBN 978-3-608-93749-7 geb. : EUR 18.50
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