Wie ist es, eine Liebe nach 30 Jahren wieder zu sehen?
Rezension
Kermanis Roman handelt erneut von der Liebe und führt zu den Protagonisten seines 2014 erschienenen Romans „Große Liebe“ zurück. Dreißig Jahre sind vergangen; der Erzähler trifft seine Jugendliebe Jutta auf einer seiner Lesungen wieder. Sie, ehedem Hausbesetzerin, ist heute Bürgermeisterin des Kleinstädtchens, in dem er liest, verheiratet und Mutter dreier Kinder. Sie und der Autor verbringen den Abend und die Nacht miteinander: Sie essen mit den Veranstaltern, spazieren durch die Gassen und landen in Juttas modernem Einfamilien-Eigenheim – wo Skateboard, Fahrradhelme und Arzttasche des Ehemanns auf dem Boden herumliegen. Wo sich der Autor, inzwischen längst verheiratet und auch längst wieder geschieden, leise eine Wiedersehens-Affäre erhofft, erzählt Jutta bei Wein und Tee ihre Ehegeschichte und zugleich die Entwicklungsgeschichte ihrer ganzen Brokdorf-Generation, die heute in spießigster Bürgerlichkeit angekommen ist.
Der Text ist übervoll gespickt von Reflexionen des Autors über das Schreiben und die Literatur selbst und ein Zitatenschatz zur französischen Literatur des 19. Jahrhunderts.
Rezensent: Christiane Spary
Personen: Kermani, Navid Brückner, Christian
Kermani, Navid:
Sozusagen Paris : Ungekürzte Lesung / Navid Kermani. Gelesen von Christian Brückner. - Berlin : Parlando, 2016. - 6 CDs ; 474 Min.
ISBN 978-3-941004-85-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Hörbücher