Das Buch spiegelt das Leben der Autorin (geb. 1929), verbunden mit wichtigen Momenten deutscher Geschichte. Am 24. September wird ihr dafür der Uwe-Johnson-Preis 2010 verliehen.
Rezension
1992 verbringt die Autorin auf Einladung der Getty-Stiftung einige Monate in Los Angeles und beschäftigt sich mit einem neuen literarischen Projekt. Sie schließt Freundschaften mit den Co-Stipendiaten und zahlreichen jüdischen Emigranten, taucht ein in das "New Weimar unter Palmen", lernt das amerikanische Konsumverhalten und soziale Missstände kennen. Aus Berlin erreichen sie die verheerenden Reaktionen auf das Bekanntwerden ihrer "Täterakte", in der sie von 1959-62 als IM Margarete geführt wird. Das stürzt sie in eine tiefe Krise. Wie hat sie das vergessen können? Diese Frage peinigt sie bis in die Träume und zwingt sie zu quälender Selbstbefragung, zum Eintauchen in die Vergangenheit. Hier kommen schließlich der titelgebende Mantel Freuds und seine Schutzfunktion zur Sprache.
Das sprachlich hervorragende Buch ist Tagebuch, Reisebericht, Erinnerung, Traumerzählung, Fiktion und Lebensbeichte. Kontrastreich eingegliedert, die Zeiten kunstvoll verschränkt, in 10jähriger Schreibarbeit entstanden, ist es - abgesehen von den ersten 100 Seiten und einigen ärgerlichen Stellen - fesselnd bis zum Schluss. - Nicht nur für bisherigeRezensent: Irmgard Schmidt-Wieck
Personen: Wolf, Christa
Wolf, Christa:
Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud : Roman / Christa Wolf. - Berlin : Suhrkamp, 2010. - 416 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-42050-8 geb. : EUR 24.80
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