Drei Frauen-Biografien, die aus der Gegenwart in das Rom von 1978 und in das faschistische Italien zurückreichen.
Rezension
Stillbach ist ein fiktiver Ort in Südtirol, aus dem die meisten Protagonisten stammen. In der Rahmenhandlung fährt die Wissenschaftlerin Clara nach Rom, um den Haushalt ihrer verstorbenen Freundin Ines aufzulösen. Auf der Suche nach den Spuren des Lebens ihrer Freundin reflektiert sie ihr eigenes Leben. Sie findet ein Romanmanuskript, das sie mitten in die innenpolitischen Kämpfe im Italien der 70er Jahre führt. Dieses Manuskript bildet ein Buch im Buch. Ines beschreibt die Zeit, in der sie als Hausmädchen in einem kleinen römischen Hotel gearbeitet hat, dessen Besitzerin Emma ebenfalls gebürtige Südtirolerin war. Diese hat ihren Verlobten 1944 bei einem Bombenattentat verloren, auf das die Nationalsozialisten mit dem Massaker in den Ardeatinischen Höhlen reagierten. Die Autorin setzt sich fundiert mit wichtigen Aspekten des Verhältnisses zwischen Südtirol und Rest-Italien auseinander. Immer wieder kommen Vorurteile zwischen Deutschen, Südtirolern und Italienern oder Episoden der Nachkriegszeit zur Sprache, als viele NS-Verbrecher über Südtirol nach Südamerika entkamen.
Eine packende Geschichte, vor allem auch für zeitgeschichtlich interessierte LeserInnen.Rezensent: Ileana Beckmann
Personen: Gruber, Sabine
Gruber, Sabine:
Stillbach oder Die Sehnsucht : Roman / Sabine Gruber. - München : Beck, 2011. - 379 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-40662166-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher