Die unbändige Freude am Wort und seinem Klang.
Rezension
Der vorliegende Band versammelt Gedichte, die Ulla Hahn während der Entstehung ihrer Autobiographie „Das verborgene Wort“, niederschrieb. Viele Themen inspirieren die Dichterin, etwa das Alter, die Natur oder die Zeit, aber das Schreiben selbst, „die unendliche Fülle der sechsundzwanzig Buchstaben“, die „die Mauer einreißen zwischen Ding und Wort“ bleiben für sie ein ewiges Faszinosum. Aber lassen sich diese Mauern wahrhaft einreißen? Beansprucht die Sprache doch ihre eigene Ästhetik, die von den Dingen der Wirklichkeit nichts wahrhaben will. „Den Wörtern wachsen goldene Haar/ sie schweben stur und reimewahr/ um den alten heiligen heißen Brei.“ Von „Wortmusik“ spricht Ulla Hahn, vom Gesang des Wortes, dem Gedicht als Partitur, die man laut lesen sollte. Zwischen dem Zweifel am Instrument der Sprache und dem Staunen vor ihren unendlichen Möglichkeiten, lesen sich ihre Gedichte unkonventionell. Trotz der Widerhaken in Reim und Rhythmus bleiben sie eingängig und gut verständlich.
Diese Gedichtsammlung, die viele Leserinnen ansprechen dürfte, sich darüber hinaus auch für Lesekreise eignet, sollte in keiner Bücherei fehlen.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Hahn, Ulla
Hahn, Ulla:
stille trommeln : Neue Gedichte aus zwanzig Jahren / Ulla Hahn. - München : Penguin, 2021. - 201 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-328-60147-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher