Eyvindur Jónsson, genannt Stormur (‘Sturm’), ist ein großer Nichtsnutz, dessen Lebensziel es ist, auf Kosten anderer (vor allem Frauen) so bequem wie nur möglich zu leben.
Rezension
Als er nach Dänemark auswandert, weil hier der Sozialstaat besser als in Island sein soll, wittert er die Chance seines Lebens: Ein Verlag hat den Markt analysiert und ein Autorenteam nach den Bedürfnissen des Lesers einen Bestseller schreiben lassen. Dafür soll Eyvindur nun den Autor mimen, denn reden kann er ja wie ein Buch. Aber Eyvindur ist der geborene Verlierer ... Der Roman ist in Ich-Form geschrieben, doch stammt jedes Kapitel von einem anderen Erzähler – keine leichte Aufgabe für den Autor, denn die Geschichte wird nicht nur aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln berichtet, sondern spiegelt auch in Sprache und erzählerischer Darstellung die verschiedenen Gesellschaftsschichten wider. Nicht nur der stetige Wechsel in der Perspektive, auch die Zeitsprünge innerhalb der Episoden erschweren die Lektüre; erzählt wird von den Personen von der Zeit, bevor Stormur nach Dänemark ging, von der gemeinsamen Zeit dort, zugleich von der Kindheit und Jugend Storms in Island. Mosaikartig und nur zögernd runden sich die einzelnen Teile zu einem Ganzen. - Einar Kárason erzählt trotz des ernsten Themas humorvoll von Alkoholikern und Hippies, Businessmen und Verlegern, Studenten. Aus ihrer unterschiedlichen Schau entwickelt sich ein differenziertes und pralles Bild der einzelnen Personen, das zugleich Zeitgeist und Weltbild der Gesellschaft Islands und Dänemarks spiegelt. Doch der Roman ist nicht nur als eine kritische Darstellung des modernen Sozialstaates zu sehen, sondern auch als eine Satire auf Marketing und Kulturbetrieb zu sehen.
Rezensent: Astrid van Nahl
Personen: Kárason, Einar Magnusson, Kristof
Kárason, Einar:
Sturmerprobt : Roman / Einar Kárason. Dt. von Kristof Magnusson. - 1. Aufl. - München : btb, 2007. - 332 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-442-75158-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher