Ein schwergewichtiger lyrischer Roman über Opfertheologie, angebunden an die Gestalt des Vaters Jesu.
Rezension
Joseph war ein Träumer. Das gilt nicht nur für den alttestamentlichen Joseph, sondern auch für den Vater Jesu. Seine Handlungsanweisungen, dass und wie er Frau und Kind schützen soll, erhält er durch Gottesträume. Das macht ihn für Patrick Roth, den rennomiertesten Autor religiöser Sujets in Deutschland, zu einer idealen Projektionsfläche. In dräuender altdeutscher Sprache, die immer einen metrisch unverkennbaren Rhythmus durchhält, stilisiert er Joseph zu einem neuen Abraham, der seinen Sohn nicht opfern will und deswegen verstummt und erblindet. Erst als er, ohne es zu wissen, das Grab seines Sohnes aus dem Felsen meißelt, wird er wieder sehend und erzählt einer ägyptischen Magd seine Geschichte, während diese das Leichentuch Jesu webt. Der inzwischen sehr gelehrte Autor webt eine Fülle von überraschenden Verbindungen biblischer Motive in seine Geschichte. Visuelle Eindrücke, die er mit großer erzählerischer Kraft heraufruft, erinnern daran, dass er einmal als Filmer anfing.
Die literarische Form dieses Buches macht es einzigartig, aber auch schwer lesbar. Für Lesende, die der Lage sind, sich sehr auf einen literarischen Duktus einzulassen.Rezensent: Frank Hiddemann
Personen: Roth, Patrick
Roth, Patrick:
Sunrise : Das Buch Joseph. Roman / Patrick Roth. - Göttingen : Wallstein, 2012. - 509 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8353-1051-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher