Nora war schon viele Mädchen, und jedes hat sie etwas anderes gelehrt. Jetzt ist sie Nora: raffiniert und gewaltbereit.
Rezension
Was macht es mit einem Kind, wenn es von der Mutter für perfide Straftaten instrumentalisiert wird? Immer neue Persönlichkeiten annehmen muss? Lernt, zu manipulieren, um selbst zu profitieren, Gewalt und Missbrauch zu entkommen, ja schlicht zu überleben? Nora hat es geschafft, ihrer furchtbaren Vergangenheit zu entfliehen – bis diese sie während eines Banküberfalls, in den sie hineingerät, gnadenlos einholt. Aber sie weiß, was zu tun ist ... Distanzlos, brutal und facettenreich trifft einen Noras Geschichte mit voller Wucht. Mit geradezu beiläufiger Diversität, unangepassten Charakteren, dem Wert echter Freundschaft und einer Welt voll Gewalt und Gegengewalt abseits klarer Gut-und-Böse-Strukturen reiht sich das Buch in die aktuelle jugendliche Unterhaltungswelt ein – und ragt zugleich heraus. Kann selbst brutalste Gewalt gerechtfertigt sein? Eine Frage, die hier vielschichtig aufgeworfen wird und diskutiert werden will. Eine gewisse Realitätsferne - so hoffe ich! - sei dabei verziehen.
Das kann man einfach als einen fesselnden, recht brutalen Thriller (ab 16) lesen, oder aber einen Blick auf die Zusammenhänge von Manipulation und Gewalt mit fast psychologischer Tiefe werfen. Eine Netflix-Adaption ist angekündigt.Rezensent: Katja Henkel
Personen: Sharpe, Tess Schaefer, Beate
Sharpe, Tess:
The Girls I´ve Been / Tess Sharpe. Dt. von Beate Schäfer. - Hamburg : Carlsen, 2021. - 383 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-551-58447-2
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher