Kolonialpolitik, Missionsgeschichte und Weltkriegsgeschehen im Leben einer Togoerin, die in Wuppertal aufwuchs.
Rezension
In einer Mischung aus Kommerz und Politik wurden nach Gründung der deutschen Kolonien große Menschengruppen aus diesen Ländern mit mehr oder weniger sauberen Methoden dazu verpflichtet, auf oft langjährigen „Tourneen“ durch das Deutsche Reich „Sitten und Gebräuche“ ihres Heimatlandes vorzuführen -egal ob im Zoo oder Varieté. Kinder, die während dieser Odyssee geboren wurden, mussten vor Ort bei Pflegeeltern gelassen werden. So kam die kleine Therese im Jahr 1900 zu einer herzensguten, aber auch tatkräftigen Familie nach Wuppertal. Die „Mutter“, eine fromme, lebenskluge Frau, der „Vater“ ein selbstbewusster Fabrikangestellter und SPD-Mann. Aus dieser Konstellation entwickelt der Autor nach wahren Begebenheiten eine anrührende und lebensnahe Geschichte, die er zum großen Teil 1977 von der Erwachsenen Therese in Togo erfuhr. Die Erzählung verbindet er mit vielen Elementen aus der Zeitgeschichte. Gleichzeitig beschreibt er sehr einfühlsam die Entwicklung eines Kindes zu einer mutigen Frau.
Ein äußerst passender Beitrag zu den aktuellen Debatten über die deutsche Kolonialgeschichte, ein überzeugender Entwicklungsroman und ein Einblick in das Leben von Afro-Deutschen.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Schulz, Hermann
Schulz, Hermann:
Therese - Das Mädchen, das mit Krokodilen spielte : Roman / Hermann Schulz. - München : Dt. Taschenbuch Verl., 2021. - 298 S. ; 22 cm - (Reihe Hanser)
ISBN 978-3-423-64086-2
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