Wissenschaftliche Biographie über Thomas-Müntzer (1489 – 1525), eine herausragende und gleichzeitig sperrige Persönlichkeit der frühen reformatorischen Bewegung.
Rezension
Das unruhige Leben des Mystikers, Gottesdienstreformers und Revolutionärs in seinen einzelnen Stationen wird gezeichnet, dabei kommt das theologisch-spirituelle Leben nicht zu kurz. Deutlich werden „ein vehementer Antiklerikalismus, Züge mystischer Leidens- und Geistfrömmigkeit sowie ein apokalyptisches Zeitverständnis“. Die Überzeugung „Gott ist gerecht, und die Christen sind frei“ führte Müntzer an die Seite der Bauernbewegung, die die bestehenden Herrschaftsverhältnisse umstürzen wollte. Dadurch geriet er auch in einen Gegensatz zu Luther.
Die Anerkennung Müntzers kam spät von anderer Seite: Friedrich Engels entdeckte den frühen Revolutionär, Heinrich Heine bewunderte ihn, Ernst Bloch verehrte den "Theologen der Revolution". Hans-Jürgen Goertz verortet seine Theologie und sein Wirken in seiner Zeit und macht gerade dadurch deutlich, warum Müntzer bis heute die Gemüter erregt. Die Quellenlage ist leider dürftig, insofern ist nicht immer alles belegbar, das Wichtigste ist aber nachvollziehbar. Damit erinnert Goertz, kurz vor dem groß angelegten Gedenken an die 500. Wiederkehr der Reformation, an eine damals unterdrückte Bewegung dieser Reformation, die bis heute immer wieder aufbricht und immer noch aktuell ist.
Rezensent: Martin Ertz-Schander
Personen: Goertz, Hans-Jürgen
Goertz, Hans-Jürgen:
Thomas Müntzer : Revolutionär am Ende der Zeiten. Eine Biographie / Hans-Jürgen Goertz. - München : Beck, 2015. - 351 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-406-68163-9
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher