Spannend gelesener Kriminalroman der die „Trümmermorde von Hamburg 1946 /1947“ mit einer Kölner Familiengeschichte 1992 geschickt verknüpft.
Rezension
Der kleine Hanno Dietz schlägt sich mit seiner Mutter mühsam im Hamburg der Nachkriegsjahre durch. Eines Tages entdeckt er in den Trümmern eine Tote und etwas abseits einen etwa dreijährigen Jungen, der erstaunlich gut gekleidet ist, es gibt keine Verwandten. 1992 kommt das einstige Trümmerkind Joost durch eine Anfrage aus Köln einem Verbrechen auf die Spur, das mit seiner Familie zu tun hat. Diese führt u. a. 1945 in die Uckermark zum Gut Anquist, auf dem Familienoberhaupt Heinrich mit seiner Tochter Clara sowie der Schwiegertochter mit deren beiden Kindern lebt, wo sich die Lage durch den Einmarsch der Russen zuspitzt. Später überschlagen sich die Ereignisse dann in Hamburg. 1992 will Annas Mutter Clara in Köln nichts von früher und von Wiedergutmachung wissen, sie blockt sämtliche Fragen nach der Vergangenheit ihrer Familie ab. Anna beginnt zu recherchieren und löst damit eine Lawine aus. Beeindruckend liest Vera Teltz diesen Roman, mit dem Mechtild Borrmann auf eine Mordserie 1947 in Hamburg Bezug nimmt. Drei Familiengeschichten werden geschickt miteinander verknüpft. Mit hohem Einfühlungsvermögen werden die Vorfälle in den letzten Kriegsmonaten erzählt. Auch der Hamburger Kältewinter 1947 wird plastisch, den Leuten geht es wirklich schlecht. Die Geschehnisse in Köln und Hamburg, Jahrzehnte später spielend, sind kaum weniger intensiv. Die große Schuldfrage nach Kriegsende ist hier ein weiteres Thema.
Ein hervorragendes Hörbuch, fast ein Muss für die Aufarbeitung der Nachkriegszeit.Rezensent: Martin Ertz-Schander
Personen: Borrmann, Mechthild Teltz, Vera
Borrmann, Mechthild:
Trümmerkind : Ungekürzte Lesung / Mechthild Borrmann. Gelesen von Vera Teltz. - Berlin : Argon, 2017. - 6 CDs ; 464 Min.
ISBN 978-3-8398-9342-5
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Hörbücher