Antike Tugenden als Grundlage für ein glückendes Leben, auch in heutiger Zeit?
Rezension
Der katholische Theologieprofessor fragt nach Grundlagen und Führung für ein Leben im Einklang mit den vielschichtigen ethischen Forderungen und Angeboten, von denen eine jede ihre Berechtigung zu haben scheint. Wo findet die Gesellschaft und darin jeder Einzelne tragfähige allgemein verbindliche Orientierungen? Denn christlich-religiöse Wegweisungen werden als gemeinsame Aufgabe oft nicht mehr wahrgenommen und gelebt. Der Autor fragt nach der Gültigkeit der vier von Aristoteles (384-322 v. Ch.) formulierten Tugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maßhaltung. Dem fügt Hoye noch Freundlichkeit hinzu. Jeder dieser Eigenschaften wird in einem Kapitel nachgegangen. Sie werden in den Zusammenhang mit der vielschichtigen, oft widersprüchlichen dialektischen Argumentation der Gegenwart gestellt. Dabei werden manche Argumente logisch ad absurdum geführt. – Der Dominikaner Thomas von Aquin (1225-74) suchte das aristotelische Denken mit dem christlichen zu verschmelzen. Das ist bis heute wirkkräftig geblieben, wonach Natur und Gnade keine Gegensätze sind. Moral entsteht danach in Schritten aus Entfaltungen der Liebe.
Wichtig bleibt: Die Wirklichkeitsgemässheit ist entscheidend vor der Gewissensprüfung und die jeweils individuelle abgewogene Gewissensfrage. Daraus erwachsen innere Haltung und Verantwortungsbereitschaft! Sie formen die „zweite Natur“ der Führungspersönlichkeiten. Danach haben die antiken Tugenden ihre Bedeutung behalten.- Das bleibt in den gegenwärtigen Bildungskonzepten häufig unbedacht. Jedem Kapitel sind kurze Anmerkungen beigegeben.
Rezensent: Gabriele von Altrock
Personen: Hoye, William J.
Hoye, William J.:
Tugenden : Was sie wert sind, warum wir sie brauchen / William J. Hoye. - Ostfildern : Grünewald, 2010. - 135 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-7867-2809-2
Einzelne Richtungen, Einzelfragen - Signatur: Pa 3 - Bücher