Europa, Russland, Kuba: Die Welt zwischen 1963 und heute aus persönlicher und gesellschaftlicher Perspektive des Autors.
Rezension
Zu seinem 85. Geburtstag legt Enzensberger eine Sammlung von „Brosamen“ seines Lebens vor: Seine ersten Begegnungen mit Poeten und Politikern; seine Beziehung zu Mascha, einer deutlich jüngeren Russin aus dem Kreis der „Intelligenzija“, die er heiratete und von der er sich schmerzvoll wieder trennt; seine Rolle in der Zeit der 68er; seine Verlags- und Publikationsprojekte. Er war an vielen Stellen mitten drin im Geschehen, aber zog sich heraus, bevor es zu Eskalationen kam. Auf der einen Seite war er sowohl poetisch als auch politisch hoch sensibilisiert, auf der anderen Seite wollte er sich nie festlegen. Er war und ist auf der Weltbühne zu Hause, bekennt aber freimütig: „Lieber blieb ich in der Kulisse.“ (S. 152) Ruhepunkte verschafften ihm etwa Reisen mit der Tochter oder die Besuche bei Nelly Sachs. Trotz aller Hochtourigkeit seines Lebens will er den Ball flach halten. Was andere als eine Revolution oder erfülltes Dasein bezeichnen würden, ist für ihn schlicht ein „Tumult“.
Für Liebhaber assoziationsreicher und pointierter Lektüre bestens geeignet. Gute Kenntnisse der Kultur- und Zeigeschichte und Freude am Widerspruch werden vorausgesetzt.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Enzensberger, Hans Magnus
Enzensberger, Hans Magnus:
Tumult / Hans Magnus Enzensberger. - Berlin : Suhrkamp, 2014. - 286 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-42464-3
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher