Die Geschichten des Türmersohns Jan Fächer und des Reisenden Michael Thurner. Die eine spielt vor und zu Beginn des ersten Weltkriegs, die andere 2000 in Jugoslawien.
Rezension
263 Stufen hoch liegt die Wohnung der Fachers, weil Jans arbeitsloser Vater, ein Maler, eine Arbeit als Türmer gefunden hat. Die klaustrophobische Enge bringt weder die Eltern einander noch den Sohn dem Vater nahe. Jan macht sich den Dachboden der Kirche zu eigen, sinnt alten Spuren nach, erfindet eine imaginäre Freundin, erlebt den Blick von oben und entfernt sich immer weiter von den Freunden in der Stadt, bis ihn der Ausbruch des Weltkriegs wieder in die alte Welt zurückholt. Die sehr kurzen Kapitel behandeln jeweils ein Detail seiner Welt und sind z.T. in hervorragender Sprache geschrieben, aber nicht gerade kurzweilig. - In der zweiten, schwächeren Geschichte, einer Ich-Erzählung, fliegt ein Mann ohne konkreten Anlass im Jahr 2000 nach Belgrad. Auch er wohnt hoch über der Stadt, im 9. Stock eines Hotels, und erfährt während seines Aufenthalts von schlimmen Ereignissen zwischen verfeindeten Volksgruppen. - Die erste Geschichte endet mit Ausbruch des ersten Weltkriegs, der dort begann, wo - so berichtet die zweite Geschichte - viele Jahrzehnte später wieder Gewalt das Zusammenleben der Menschen zerstört.
Für geübte LeserInnen empfohlen.Rezensent: Irmgard Schmidt-Wieck
Personen: Danz, Daniela
Danz, Daniela:
Türmer : Roman / Daniela Danz. - 1. Aufl. - Göttingen : Wallstein, 2006. - 154 S. ; 20 cm
ISBN 3-8353-0042-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher