Einblicke in die griechische Mentalität, verfasst von einem griechischen Intellektuellen.
Rezension
Ein Grieche "ist hin und her gerissen zwischen seiner glorreichen Vergangenheit und seiner kümmerlichen Gegenwart, zwischen seiner orientalischen Mentalität und seiner Sehnsucht nach Europa - zerrissen zwischen den Kräften der Tradition (wie der orthodoxen Kirche) und der Moderne", schreibt der 1935 in Athen geborene Philosoph Nikos Dimou im Nachwort zu seinen bereits 1975 erschienenen aphoristischen Betrachtungen über die Gesinnung seiner Landsleute. Seine gnadenlose Analyse wirkt auch heute noch erschreckend aktuell und bietet eine Erklärung für die griechische Finanzkrise, die ganz Europa betrifft. Dimou attestiert seinem Volk einen heimlichen Minderwertigkeitskomplex, prangert das rückständige Erziehungswesen an, rügt das mangelnde Verantwortungsbewusstsein, die kaum vorhandene Wirtschaft, das Fehlen jeglichen gesellschaftlichen Systems und die Identitätslosigkeit der Griechen. Doch er zeigt auch Auswege aus dem Dilemma auf: "Die Griechen müssen sich neu erfinden, wenn sie in der heutigen Welt überleben wollen."
Ein leicht verständliches, sehr pointiertes und topaktuelles Buch, das in keiner Bücherei fehlen sollte.Rezensent: Elisabeth Schmitz
Personen: Mariolea, Maro Dimou, Nikos
Dimou, Nikos:
Über das Unglück, ein Grieche zu sein / Nikos Dimou. Dt. von Maro Mariolea. - München : Antje Kunstmann, 2012. - 71 S. ; 16 cm. -
ISBN 978-3-88897-765-7
Signatur: Gb 2 - Bücher