Informativer Roman über den Nahostkonflikt, verknüpft mit Familiengeschichte.
Rezension
1946, die fünfzehnjährige Jüdin Tessa hat die Shoa überlebt und will nun nach Palästina, um dort ihren Vater zu finden. In Jerusalem trifft sie zufällig auf den arabischen Jungen Mo. „Über den Dächern von Jerusalem“ lernen sie einander kennen, verlieren sich dann aber aus den Augen. In der Gegenwart absolviert die achtzehnjährige Anat notgedrungen ihren israelischen Militärdienst und ist plötzlich auf die Hilfe eines palästinensischen Jungen angewiesen.
Die Journalistin Anja Reumschüssel erzählt spannend und informativ auf zwei Zeitebenen und aus vier Perspektiven vom Nahost-Konflikt. Hier begegnen einander zwei bzw. vier Menschen, die sich trotz erlebter und erlittener Historie vorsichtig annähern. Faktenreich und interessant, ohne Partei für eine Seite zu ergreifen, zeichnet sie die komplexe Geschichte des Konfliktes zwischen Israel und Palästinensern nach. Von der Staatsgründung Israels, Vertreibung von Palästinensern, Radikalisierung und gegenwärtiger Lage. Eine große Empfehlung, wenn man sich literarischen Einblick in geschichtliche Hintergründe verschaffen möchte, die Einfluss auf die unmittelbare Gegenwart haben.
Rezensent: Anna Winkler-Benders
Personen: Reumschüssel, Anja
Reumschüssel, Anja:
Über den Dächern von Jerusalem / Anja Reumschüssel. - Hamburg : Carlsen, 2023. - 331 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-551-58514-1
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher