Den Weg von den Gewalttätern der „Rote Armee Fraktion“ (RAF) zum Entwicklungshelfer in den Armenvierteln brasilianischer Großstädte beschreibt Lutz Taufer in seiner autobiografischen Schrift.
Rezension
Taufer gehörte zu den RAF-Mitgliedern, die sich 1992 von der Gewalt lossagten.1995 wurde er aus der Haft entlassen, zog zwei Jahre später zu seiner Schwester nach Uruguay und von dort 2002 nach Brasilien. Anfang 2012 kehrte er nach Deutschland zurück. Taufer ist Vorstandsmitglied des Weltfriedensdienstes. Auch wenn das Gewaltmoratorium der in der Justizvollzugsanstalt Celle einsitzenden „Celler Gruppe“ letztlich mit zur Selbstauflösung der RAF beitrug, so gelingt es auch dieser „zweiten Generation“ der Terroristen bis heute nicht recht, angesichts der eigenen Bluttaten Betroffenheit zu äußern, das eigene Handeln gar öffentlich zu bereuen. Zwar haben sich mittlerweile viele ehemalige RAF-Mitglieder dazu geäußert, die tiefgreifende Auseinandersetzung mit politischen Fehleinschätzungen und mörderischen Taten steht aber weiter aus – und auch Taufer macht da keine Ausnahme. Dennoch ist sein Lebensbericht lesenswert.
Angesichts der Vielzahl von Büchern, Filmen und Fernsehdokumentationen über die RAF stellt Taufers Darstellung aber eine gut lesbare Ergänzung der deutschen Geschichtsdarstellung dar.Rezensent: Klaus Frieling
Personen: Taufer, Lutz
Taufer, Lutz:
Über Grenzen : Vom Untergrund in die Favela / Lutz Taufer. - Berlin : Assoziation A, 2017. - 285 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-86421-457-4
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher