Zwei Angehörige von auf einer italienischen Gefängnisinsel Inhaftierten treffen während eines Besuchs aufeinander und finden Trost.
Rezension
Luisa, die Bäuerin aus der Toskana, hat ihre 5 Kinder allein großgezogen; ihr gewalttätiger Mann, der gemordet hat, ist seit Jahren inhaftiert und sie besucht ihn pflichtbewusst regelmäßig. Paolo, ein Intellektueller, vorzeitig pensionierter Philosophielehrer, der Gewalt verabscheut, versteht nicht, wie sein glücklich aufgewachsener Sohn zum Terroristen werden konnte, zum Mitglied der "Roten Brigaden", die in den 1970er Jahren den Politiker Aldo Moro ermordeten; er besucht ihn aber trotzdem. Die beiden unterschiedlichen Menschen, die allein ihre große Last tragen, treffen sich beim Besuch auf der Gefängnisinsel und müssen wegen eines Sturms eine Nacht dort verbringen, zusammen mit dem Aufseher Nitti, der so viel Leid und Gewalt gesehen hat, dass er verlernt hat, darüber zu sprechen. Am nächsten Tag sind Kummer und Sorgen noch da, aber Nitti, Paolo und Luisa haben verstanden, dass sie nicht mehr ganz allein sind und dass es gut ist, weiterzuleben.
Ein sehr berührendes, poetisches Buch, das von Menschen erzählt, die nicht Täter noch Opfer sind, deren Leben als Angehörige eines Täters aber völlig umgekrempelt wird.Rezensent: Ileana Beckmann
Personen: Melandri, Francesca
Melandri, Francesca:
Über Meereshöhe : Roman / Francesca Melandri. Dt. von Bruno Genzler. - München : Blessing, 2012. - 252 S. ; 21 cm. - Aus d. Ital.
ISBN 978-3-89667-485-2 geb. : EUR 16.95
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