Dora flieht aus Berlin und landet im brandenburgischen Bracken. Clash of cultures.
Rezension
Dora hat genug von Berlin. Ihr Partner hat sich vom fanatischen Klimaaktivisten zum noch fanatischeren Corona-Krieger gewandelt und lässt ihr kaum Luft zum Atmen. In Bracken möchte Dora – ja was? Sie weiß es selbst nicht so genau. Einen Nutzgarten anlegen, Freunde begrüßen, die alles schön und idyllisch finden, vielleicht. Ohne Auto, ohne Möbel und nur mit Hündin Jochen als Gesellschaft steht sie nun da. Einkaufen per Bus wird zu einer Aufgabe, die langfristiger Planung bedarf. Sie verliert coronabedingt ihren Job. Und dann streckt noch der glatzköpfige Nachbar seinen Kopf über die Mauer und entpuppt sich – Albtraum aller Stadtflüchtigen - als waschechter Nazi. Hilfsbereit ist er, was die Sache besonders schwierig macht für Dora. Und so ist die sich anbahnende Freundschaft von heftigen Gewissensnöten geprägt. Darf man Hilfe von einem Nazi annehmen? Darf man ihn gar mögen? Wann kann man seinen Ansichten widersprechen und wann ist das vielleicht gefährlich? Immerhin saß er nach einem tödlichen Angriff auf einen Linken im Gefängnis.
Der Roman liest sich rasch, fast süffig und sehr menschenfreundlich. Damit wandelt das Buch auf den Spuren einer Mariana Leky. Doch bietet es deutlich mehr Angriffsfläche und Diskussionsstoff. Spannend!Rezensent: Wiebke Mandalka
Personen: Zeh, Juli
Zeh, Juli:
Über Menschen : Roman / Juli Zeh. - München : Luchterhand, 2021. - 412 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-630-87667-2
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher