Das kleine Buch müsste „Die deutsche Vergangenheit und ihre lange Nachwirkung" heißen. Die Autorin holt weit aus.
Rezension
Vieles trifft zu, das die Autorin - „seit dem letzten Jahrhundert unabhängige Philosophin aus Überzeugung" (Klappentext) - zusammenträgt. Sie kennt sich genau mit der überwiegend typisch westdeutschen „Vergangenheitsbewältigungskultur" aus. Ostdeutschland kommt als Zwillingsgeschwister der Bundesrepublik vor, trägt stets den Namen DDR und die Sowjetunion wird unverbesserlich als Sowjetrussland bezeichnet. Das soll Klarheit schaffen. Und leitet schon zu Putins Totalitarismus über, dessen Gewalt und Angriffskrieg wir - oder die (?) - Deutschen nicht angemessen begreifen und dem wir uns nicht entschieden genug an der Seite der Ukraine entgegen stellen. Diese Überzeugung konnte ich aus den 135 Seiten herauslesen. Putin hatte, so die Denkerin, 1989 in Dresden mit eigenen Augen gesehen, wie Menschen für die Demokratie ihr Leben riskierten. Leider war sie nicht dabei und bedient hier das dominanten Narrativ. 1989 haben wir auch für Pazifismus eingestanden: Schwerter zu Pflugscharen! Das gilt.
Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Stangneth, Bettina
Stangneth, Bettina:
Überforderung - Putin und die Deutschen / Bettina Stangneth. - Hamburg : Rowohlt, 2023. - 135 S. ; 17 cm
ISBN 978-3-498-00355-5
Staat, Politik - Signatur: Sa - Bücher