Ein Pubertätsroman mit pubertären Zügen entpuppt sich als Horrortrip in eine Magersucht und die Ohnmacht der Familie.
Rezension
Zuerst ging mir der selbstverliebte und schon zu oft gelesene Ton der düsteren Pubertät, in der ein besonderes Mädchen mit den Augen ihrer hilflosen und jüngeren Schwester gesehen die ersten sexuellen Erfahrungen macht und dabei in mädchenhaft schöner Grausamkeit alle männlichen Wesen in den Wahnsinn treibt, auf die Nerven. Aber dann nimmt der Text Fahrt auf. Zwar bleiben die Szenen klischeehaft und die Personen erinnern sehr an andere ähnliche Bücher, trotzdem bekommt die Dramatik der Magersucht der schönen großen Schwester und die verzweifelte Ratlosigkeit der Eltern mit der Zeit einen bedrängend berührenden Sound. Gegen das Böse, das sich auch in der Bosheit der Hungernden niederschlägt, ist offenbar kein Kraut gewachsen. Ratlos muss die Leserin zusehen, wie aus scheinbar naiv-kindlicher Schlankheit hässlicher tödlicher Hunger wird. Skeptisch bleibt die Leserin, dass sich keine andere Lösung findet, als Selbstzerstörung der Familie. (Suizid des verliebten Nachbarjungen inklusive.)
Denkbar für Gespräche in Religionsunterricht, Mädchenarbeit, Konfiarbeit.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Schützsack, Lara
Schützsack, Lara:
Und auch so bitterkalt : Roman / Lara Schützsack. - Frankfurt : Fischer, 2014. - 173 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-596-85619-0
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher