Die politisch ereignisreichen Jahre 2015/16 sind für Fernsehreporter François berufliche und private Schicksalsjahre.
Rezension
François, der Protagonist des Romans, berichtet von seinen Einsätzen beispielsweise im Lager Moria auf Lesbos, vom „Dschungel“ in Calais oder vom Terroranschlag in Paris. Er führt ein Leben auf der Überholspur, flüchtige Treffen mit Freunden und schneller Sex mit Frauen bestimmen seinen Alltag. Bis er sich in Brüssel in die griechische Pressereferentin Agápi verliebt. Ihre Offenheit bezaubert ihn, ihr gelingt es, seinen harten Reporterblick aufzuweichen. Das Glück währt nur kurz, der Quotendruck seines Senders bringt François dazu, einen inoffiziellen Informationsvorsprung preiszugeben. Auch wenn Agápi ihn am Ende mit ihrer souveränen Reaktion überrascht, es ist nicht nur die obsessive Liebe zu ihr, es sind auch die widersprüchlichen Eindrücke und die persönlichen Begegnungen an seinen Einsatzorten, die ihn zunehmend berühren und läutern. Und die ihn den Erzählungen seiner Großmutter lauschen lassen, die ihr Schicksalsjahr 1945 auf der Flucht vor den Russen erlebt hat.
Cover und Titel sollten nicht irritieren, der unmittelbare, kritische Blick des Reporters, dessen kluge Reflexionen sowie die lebendige Sprache sind empfehlenswert zu lesen.Rezensent: Natascha Rothert-Reimann
Personen: Oetker, Alexander
Oetker, Alexander:
Und dann noch die Liebe : Roman / Alexander Oetker. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 2020. - 221 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-455-00928-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher