Aufwühlendes Tagebuch der haitianischen Schriftstellerin nach dem entsetzlichen Erdbeben vom 12. Januar 2010.
Rezension
Lahens spielt am Unglückstag in Port-au-Prince gerade mit ihrem kleinen Neffen, als sich der Boden unter ihr mit einem schrecklichen Ruck bewegt und „die im Bauch der Erde lauernde Bestie“ ausbricht. Das verheerende Beben zerstört den Karibikstaat, fordert viele Hunderttausend Tote und Verletzte, macht fast zwei Millionen obdachlos. Die Autorin schreibt, „um dieses Unglück an den Platz zu rücken, an den es gehört. Ins Zentrum.“ Ihr Journal ist ein sehr persönliches Zeugnis, das die Grausamkeit und Tragik des Geschehens eindringlich und erschütternd deutlich macht, das aber auch voll poetischer Töne ist. „Failles“ ist der französische Originaltitel des schmalen Buches, was Verwerfungen, Brüche bedeutet. Diese Verwerfungen durchziehen als Leitmotiv Lahens’ Gedanken, wobei die politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen für sie schlimmer wirken als die geografischen. Die Haitianerin will das andere, das wirkliche Haiti zeigen und Klischees über ihr Heimatland richtigstellen. Ihre zum Teil provozierenden Thesen zeigen auch Zukunftsperspektiven für Haiti und die Weltgemeinschaft.
Das Buch, ein Zeitdokument mit anspruchsvollem literarischen Niveau, wird überall empfohlen.Rezensent: Dieter Jeanrond
Personen: Lahens, Yanick Himmelreich, Jutta
Lahens, Yanick:
Und plötzlich tut sich der Boden auf : Ein Journal / Yanick Lahens. Dt. von Jutta Himmelreich. - 1. Aufl. - Zürich : Rotpunkt, 2011. - 153 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-85869-439-3
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher