Naomis Aldermanns Debüt ist ein vielversprechender Roman über die Suche nach Identität und Richtung.
Rezension
Ronit ist Tochter eines orthodoxen Rabbis aus London. Aus Protest vor der Enge der Gemeinde hat sie ihrem jüdischem Leben den Rücken gekehrt. In New York hat sie Karriere als Investmentbankerin gemacht und ein Verhältnis zu einem verheirateten Mann. Als ihr Vater unerwartet stirbt, kehrt sie in ihre Heimat zurück, mit frechem Outfit, spitzer Zunge und vielen Fragen, die plötzlich, angesichts ihrer Wurzeln und der wieder auftauchenden Kindheitserinnerungen, drängender werden. Ronit erlebt, dass sie ihren Glauben nicht wie ein abgetragenes Kleid beiseite legen kann. In London trifft sie all das wieder, was sie aus Rebellion vor Jahren zurückgelassen hat. Sie trifft ihre erste Liebe, Esti, die nun die Frau des möglichen Nachfolgers des Rabbis ist. Das jüdische Milieu, das Leben einer Gemeinde, die Sehnsucht nach und die Mannigfaltigkeit von Liebe wird in diesem Roman auf anrührende Weise geschildert. - Aldermann besticht mit ihrer poetischen Sprache, die den Leser gefangen hält. Jedes Kapitel wird durch ein Bibelzitat oder einen Text aus der Gemara, dem Midrasch oder anderen Kommentaren zu den Texten der jüdischen Religion gestellt. Diese Schriften werden mit der Lebensgeschichte der Personen verbunden.
Tradition und Leben sind aber nicht immer unter einem Hut zu bringen – auch dieses Thema wird angerissen.
Rezensent: Eva-Maria Nielsen
Personen: Alderman, Naomi Buchner, Christiane Mandelkow, Miriam
Alderman, Naomi:
Ungehorsam : Roman / Naomi Aldermann. Dt. von Christiane Buchner und Miriam Mandelkow. - Berlin : Berlin Verl., 2007. - 338 S. ; 21 cm
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ISBN 978-3-8270-0676-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher