Ein streitbarer katholischer Kirchenrechtler votiert für radikale Neuerungen.
Rezension
Etwas lapidar stellt die deutsche Verfassung seit 1919 fest: Es besteht keine Staatskirche. Davor war das anders und auch seitdem kann von einer genauen Grenzziehung zwischen beiden Größen nicht die Rede sein. Das Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften in Deutschland ist hoch komplex, entstand aus spezifisch historischen Umständen und folgt politischen wie religiösen Interessen und Kräfteverhältnissen. Dieser Gemengelage nimmt sich der kath. Theologe und Kirchenrechtler Schüler in seiner pointierten und flüssigen Streitschrift an. Auf knapp 200 Seiten streift er in Eile unter anderem die Ablösung von Staatsleistungen an die Kirchen, die kirchlichen Sonderregelungen im Arbeitsrecht oder die Zusammenarbeit im Bereich des Sozialstaates. Die gegenwärtige Situation gibt ihm Recht. Vieles ist im Fluss und alte Selbstverständlichkeiten gelten nicht mehr. Ob man von einer unheiligen Allianz sprechen sollte, bleibt freilich abzuwarten. Eine hinkende Trennung hat Vorteile für viele Seiten.
Für Interessierte des komplexen deutschen Kirchenrechtes und seiner gesellschaftlichen Auswirkungen.Rezensent: Oliver Georg Hartmann
Personen: Schüller, Thomas
Schüller, Thomas:
Unheilige Allianz : Warum sich Staat und Kirche trennen müssen / Thomas Schüller. - München : Hanser, 2023. - 207 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-27766-3
Kirche und Gesellschaft (auch Diakonie, Sozialarbeit, Werke und Einrichtungen, Öffentlichkeitsarbeit, Bildungsarbeit) - Signatur: Cg - Bücher