Freiheit, Selbstbestimmung, die Sehnsucht nach Geborgenheit – große Themen in einem kleinen Roman.
Rezension
Addie und Louis, beide etwa 70 Jahre alt, verwitwet und allein lebend, sind Nachbarn, die sich nur flüchtig kennen. „Und dann kam der Tag, an dem Addie Moore bei Louis Waters klingelte.“ Mit diesem gelungenen ersten Satz beginnt der Roman. Addie kann nachts nicht schlafen und bittet Louis, die Nächte bei ihr zu verbringen und sich im Bett liegend mit ihr zu unterhalten. Louis geht auf diesen zunächst irritierenden Vorschlag ein. Und so erzählen die beiden Nacht für Nacht von Höhepunkten und Schicksalsschlägen, von unerfüllten Sehnsüchten und nicht wieder gut zu machenden Fehlern. So entsteht Liebe und Zuneigung durch menschliche Nähe, durch Zuhören, durch gegenseitiges Vertrauen. Natürlich blüht der Klatsch, auch die eigenen Kinder sind irritiert über das Verhältnis, aber die beiden nehmen sich die Freiheit, endlich so zu leben, wie sie wollen. Der Schluss kommt deshalb etwas überraschend. Schlichtes, lineares Erzählen, kurze Kapitel und einfache Sprache machen das Buch leicht lesbar.
Für ältere Menschen und Kreise, die durch das Buch angeregt werden, sich über das Leben auszutauschen.Rezensent: Heidrun Martini
Personen: Haruf, Kent Pociao
Haruf, Kent:
Unsere Seelen bei Nacht : Roman / Kent Haruf. Dt. von pociao. - Zürich : Diogenes, 2017. - 196 S. ; 19 cm. -
ISBN 978-3-257-06986-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher