Eine Familiensaga aus dem zerfallenen Jugoslawien und über den Verlust von Heimat und Identität.
Rezension
In vielen kleinen Episoden erzählt Goran Vojnović aus der Perspektive des in Ljubljana lebenden Jadran dessen mehrere Generationen übergreifende Familiengeschichte, zugleich aber auch die Geschichte des untergegangenen Vielvölkerstaates Jugoslawien und seiner Nachfolgestaaten. Menschen unterschiedlicher Ethnien, Religionen und Weltanschauungen treffen in der Familie Jadrans aufeinander, alle sind sie auf der Suche nach Identität und ein wenig Lebensglück. Jadrans Großvater baut ein Haus für die Familie im slowenisch-kroatischen Grenzgebiet, Jadrans Vater verlässt nach dem Ausbruch des Bosnienkrieges die Familie, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Jadran selbst, beruflich wie privat gescheitert, bleibt zum Schluss nur der Rückzug in das Geäst des Feigenbaums, den sein Großvater einst im Garten des Hauses gepflanzt hatte. Eindrucksvoll schildert der Autor die Willkürlichkeit ethnischer Zuordnungen, staatlicher Grenzziehungen und die Folgen des Krieges für das Leben des Einzelnen.
Dieser anspruchsvolle Roman zu den individuellen Folgen von Krieg und staatlichem Zerfall ist besonders allen in der Arbeit mit Geflüchteten Engagierten sehr zu empfehlen.Rezensent: Erhard Reschke
Serie / Reihe: TransferBibliothek
Personen: Vojnović, Goran Olof, Klaus Detlef
Vojnović, Goran:
Unter dem Feigenbaum : Roman / Goran Vojnović. Dt. von Klaus Detlef Olof. - Wien : Folio, 2018. - 334 S. ; 22 cm - (TransferBibliothek). -
ISBN 978-3-85256-749-5
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher