Äthiopien während der blutigen Umbrüche in den 1970er Jahren.
Rezension
Nach der Absetzung des letzten Kaisers Haile Selassie übernimmt eine sozialistische Regierung die Macht, die wiederum die demokratischen Hoffnungen vieler im Lande enttäuscht und mit äußerster Gewalt gegen Proteste vorgeht. Vor diesem Hintergrund entfaltet die Autorin ihre Geschichte einer Familie in Addis Abeba, die in die Umwälzungen hineingezogen wird. Der jüngere Sohn Dawit protestiert erst gegen den Kaiser, der von einer Polizeimacht geschützt selbstherrlich regiert, und schließt sich später dem Widerstand gegen das neue Regime an. Sein eher unpolitischer Vater Hailu wird von den neuen Machthabern verhaftet und gefoltert, nachdem er ein Folteropfer ärztlich versorgen sollte und zum Schutz vor weiterer Misshandlung sterben ließ. Dawits Freund Mickey macht dagegen Karriere im neuen Polizeiapparat. Trotz ihres anfangs etwas spröden Schreibstils gelingt der Autorin ein packendes Zeitzeugnis anhand der Zerrissenheit wie auch der Entschlossenheit und des Mutes ihrer Protagonisten.
Empfehlenswerter literarischer Einblick in die Geschichte eines oft übersehenen Landes - geeignet für LeserInnen mit den Schwerpunkten Eine Welt/Afrika/Flüchtlingspolitik u.ä.Rezensent: Anne Rank
Personen: Mengiste, Maaza
Mengiste, Maaza:
Unter den Augen des Löwen : Roman / Maaza Mengiste. Hg. von Indra Wussow. Dt. von Andreas Jandl. - Heidelberg : Das Wunderhorn, 2012. - 317 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-88423-400-6 geb. : EUR 24.80
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