Psychopathin erzählt Familientragödie, dies aber laut, provokant, manchmal lustig, manchmal verstörend.
Rezension
Eva Gruber wird von der Polizei in die psychiatrische Abteilung des alten Wiener Spitals gebracht. Sie gibt an, die Kinder eines Kindergartens erschossen zu haben. Nun erzählt sie dem Chefpsychiater Doktor Korb, warum es so kommen musste. Sie spricht vom Aufwachsen in der erzkatholischen Kärntner Dorfidylle. Vom Zusammenleben mit den Eltern und ihrem jüngeren Bruder Bernhard, den sie unbedingt retten will und der nun im selben Spital ist. Auf den Vater allerdings ist sie nicht gut zu sprechen. Töten will sie ihn am liebsten. Das behauptet sie zumindest. Denn manchmal ist die Frage nach Wahrheit oder Lüge selbst für den Leser nicht zu unterscheiden. Lehner lässt ihn mit einem manchmal verwirrenden Text allein, erst langsam begreift man, dass Eva oft Wahres und Fiktion durchmischt. Eva erzählt dabei oft hochkomisch und nimmt so schnell kein Blatt vor den Mund, verhält sich eher zu laut als leise, provoziert gerne, ist nicht auf den Kopf gefallen. Am Romanschluss stirbt ihr Bruder in ihren Armen.
Ein faszinierender Text, in österreichischem Sprachduktus; ein Text, den man nicht aus der Hand legen kann. Ein "Muss" für alle Literaturinteressierten und ein phantastisches Debüt.Rezensent: Christiane Spary
Personen: Lehner, Angela
Lehner, Angela:
Vater unser : Roman / Angela Lehner. - München : Hanser Berlin, 2019. - 283 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-26259-1 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Leh - Buch