Tanger 1995. Junge Menschen ohne Zukunftsperspektive träumen von einem besseren Leben in Europa. Für Azel und seine Schwester Kenza scheint sich der Traum zu erfüllen.
Rezension
Von Jugend an plant Azel das Land zu verlassen. Mit einem Studienabschluss, aber ohne Arbeit und Geld, wird er rasch zum Sozialfall – und wie die meisten seines Alters treibt ihn die Arbeitslosigkeit zur Flucht ins Ausland, am liebsten nach Europa. Dennoch wagt er es nicht sich den illegalen Transporten über das Meer anzuschließen, schon gar nicht, nachdem sein Cousin dabei ums Leben gekommen ist. Ein Ausweg scheint sich zu bieten, als sich ein homosexueller spanischer Galerist in Azel verliebt und diesem und seiner Schwester ein Visum nach Europa verschafft. Als Auswanderer glaubt er an die Lösung all seiner Probleme, doch schnell fehlen ihm Kultur und Religion der Heimat. Azel gerät erneut in einen Kreislauf von Demütigung und Korruption, die er in Marokko hinter sich gelassen zu haben glaubte. In einigen wenigen Einzelschicksalen entwirft der marokkanische Autor das Bild der unruhigen, rebellischen und vor allem verzweifelten Jugend des Landes in einer maroden Gesellschaft mit habgierigen Reichen und Prostituiertenringen, die die einzige Zukunft für Frauen zu bieten scheinen – eine Welt, in der „die Niederträchtigen im Paradies landen, nachdem sie die Hölle geschaffen haben“.
Für politisch und gesellschaftlich interessierte LeserInnen sehr empfehlenswert.Rezensent: Jan van Nahl
Personen: Ben Jelloun, Tahar Kayser, Christine
Ben Jelloun, Tahar:
Verlassen : Roman / Tahar Ben Jelloun. Dt. von Christine Kayser. - 1. Aufl. - Berlin : Berlin Verl., 2006. - 264 S.; 22 cm. -
ISBN 3-8270-0652-x
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher