Es geht um deutsche Identitätspolitik. In der multireligiösen, multiethnischen, multikulturellen Gesellschaft soll die Sprache keinen Menschen ausschließen. Gerster und Nürnberger zeichnen den Streit um eine gerechtere Sprache nach.
Rezension
Gerster und Nürnberger deuten den Streit um die Sprache als Aufklärung. Sie haben ein moralisches Anliegen: Die Gesellschaft soll gerechter werden, Gleichheit und Wertschätzung sollen realisiert werden, die Sprache soll die gesellschaftliche Zusammensetzung abbilden. Sie suchen einzelne Streitpunkte auf, klären Probleme (“Dürfen nur Schwarze über Schwarze schreiben?“). Die besonderen Probleme der USA werden benannt. Deutsche Eigenheiten wie den Verein für deutsche Sprache führen sie vor. Den Streit um die Sprache verstehen sie positiv und das entspannt in dem hitzigen Streit. Für das Autorenehepaar ist es offen, wie sich Menschen und Sprachen entwickeln werden. Aber das Ende des Patriarchats und des alten weißen Mannes sehen sie schon. Gendern ist keine Pflicht, aber aus der Ethik und dem Grundgesetz eröffnet sich ein Raum zum Handeln, so ihre Meinung. Man kann sich ihrem Anliegen, das sie mit guten Argumenten vortragen, nicht entziehen.
Beate Himmelstoß liest freundlich und klar. Sie widersteht der Versuchung, den Text verborgen oder offensichtlich mit Pathos oder Ironie aufzuladen. Mit ihrer angenehmen gleichbleibenden sympathischen Neutralität und Aufmerksamkeit tritt das Anliegen von Gerster und Nürnberger klar hervor.
Rezensent: Martin Schulz
Personen: Gerster, Petra Nürnberger, Christian Himmelstoß, Beate
Gerster, Petra:
Vermintes Gelände - Wie der Krieg um Wörter unsere Gesellschaft verändert : Die Folgen der Identitätspolitik. Ungekürzte Lesung / Petra Gerster u. Christian Nürnberger. Gesprochen von Beate Himmelstoß. - München : cc-live, 2022. - 6 CDs ; 510 Min.
ISBN 978-3-95616-499-6
Soziologie, gesellschaftliche Gruppen, soziale Fragen - Signatur: Sb - Hörbücher