Nachkriegskindheit – ein prominenter Autor erzählt von Missbrauch und Gewalt.
Rezension
In den 50er, 60er Jahren aufgewachsen als Bauernkind in einem Dorf im Westerwald: Das war kein Zuckerschlecken. Der Mann, der sich heute Joe Bausch nennt, jahrzehntelang Gefängnisarzt in Werl war und im Kölner „Tatort“ den Rechtsmediziner Joseph Roth spielt, blickt zurück auf seine Jugend. Der Vater hat ihn regelmäßig geschlagen, und wenn das damals auch üblich war, so macht das die Sache nicht besser. Joe Bausch erzählt von Einsamkeit, Missbrauch, Brutalität und Schweigen – aber auch von Freiheit und Solidarität im Dorf. Vielen Altersgenossinnen werden seine Geschichten bekannt vorkommen, Jüngere können staunen. Bausch erzählt sein Leben bis zum Wehrdienst, an dem er – nach einer erfolglosen Verweigerung – furchtbar scheiterte. Man spürt seine Zerrissenheit, er nennt es Verrücktheit, aber sympathisch wirkt er doch. Ein Kämpfer, nicht nur für die eigene Sache. Spannend und gut zu lesen.
Für ältere Leserinnen und Leser, für Menschen mit Interesse an Biografischen Zusammenhängen.Rezensent: Anne Buhrfeind
Personen: Bausch, Joe
Bausch, Joe:
Verrücktes Blut : Oder: wie ich wurde, der ich bin / Joe Bausch. - Berlin : Ullstein extra, 2024. - 239 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-86493-248-9
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher