Gesellschaftsroman über Menschen am Rande einer südkoreanischen Metropole.
Rezension
Der 13-jährige Glupschaug - in den Armenvierteln nutzt man häufig Spitznamen - wohnt mit seiner Mutter am Rande einer Müllhalde, seit sein Vater im Gefängnis ist. Die tägliche Arbeit ist hart, der Lohn gering: Sie und die anderen Bewohner*innen suchen im Abfall der nahen Großstadt nach Verwertbarem. Ein Lichtblick ist Glupschaugs Freundschaft zu dem Jungen Glatzfleck. Mit ihm schafft er sich Räume außerhalb des Drecks und des mühevollen Lebens. Hwang Sok-Yong gelingt es in diesem Roman, der im Original bereits 2011 erschienen ist, auf ca. 200 Seiten ein differenziertes Gesellschaftsbild zu zeichnen, das nicht nur aufrüttelt, sondern auch berührt und literarisch beeindruckt. Die eindringliche, emotional ergreifende Erzählung vermischt dabei realistische und phantastische, fast mythische Ebenen und wird so bei aller Aktualität doch auch zu einem zeitlosen Werk - ein inhaltlich wie ästhetisch hochinteressantes Meisterstück internationaler Gegenwartsliteratur.
Für Leser*innen mit einem Faible für Gegenwartsliteratur abseits der Massenrezeption geeignet. Allen Büchereien nachdrücklich empfohlen!Rezensent: Marcel Lorenz
Personen: Sok-Yong, Hwang Schirmer, Andreas
Sok-Yong, Hwang:
Vertraute Welt : Roman / Hwang Sok-Yong. Dt. von Andreas Schirmer. - München : Europa Verl., 2021. - 204 S. ; 22 cm. - Aus d. Korean.
ISBN 978-3-95890-303-6 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Sok - Buch