Leben mit und ohne Perspektive in einer US-amerikanischen Kleinstadt.
Rezension
Schauplatz des an nur drei Tagen spielenden Romans ist mal wieder das fiktive North Bath im Bundesstaat New York. Der Ort ist von der Rezession gebeutelt und so unbedeutend geworden, dass er von der Nachbarstadt eingemeindet wird, was die Menschen vor Ort zusätzlich belastet. So auch Raymer, der deshalb seine Cheffunktion bei der Polizei verliert und nun unter seiner zeitweisen Partnerin arbeitet. Er kennt die "nicht enden wollende Abfolge barocker Kleinstadtverrückheiten" zur Genüge. Es gibt aber noch viele weitere Figuren. Wie in früheren Werken fordert der Pulitzer-Preisträger die Leserschaft durch diverse Handlungsstränge und die zahlreichen in sie verwobenen Menschen heraus. Es geht vor dem Hintergrund einer diffusen Depressivität immer wieder um generationsübergreifende familiäre Verwicklungen. Auch die Macht der Polizei und eine unbekannte Leiche spielen eine Rolle. In der Summe wird das sprachlich realistisch erzählte Werk zur Milieustudie einer kleinstädtischen US-Gesellschaft.
Für eine Leserschaft, die komplexe und dialogreiche amerikanische Gegenwartsromane mag.Rezensent: Tobias Behnen
Personen: Russo, Richard Köpfer, Monika
Russo, Richard:
Von guten Eltern : Roman / Richard Russo. Dt. von Monika Köpfer. - Köln : DuMont, 2024. - 573 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-8321-6813-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher