Das letzte Gesamtkunstwerk des Literaturnobelpreisträgers: ein beeindruckendes Wechselspiel aus Lyrik, Prosa und Illustration.
Rezension
In kurzen Prosastücken, Gedichten und Zeichnungen lässt uns Günter Grass an den Niederlagen des Alters, aber auch an den kleinen Siegen über den Verfall seines Körpers teilhaben. Traumgebilde, etwa das Melken der "schwarzen Milch" (!) einer Sepia, wechseln ab mit nüchterner Bestandsaufnahme. Resignation liegt in den Fragen "Wie lange noch?" oder "Warum überhaupt?". Jugendliche Neugier spricht aus der Gedichtzeile "will ich als Augenzeuge wortvernarrt berichten". Viele der Texte beweisen, dass Grass nimmermüde die Nachrichten des Tages verfolgt hat, nicht mehr, um engagiert einzugreifen, sondern mit Distanz, teils spöttisch, teils philosophisch. So entdeckt er das Weltgeschehen mehr als unsinnige Hektik, denn als vernünftiges Handeln. Die markanten, eingestreuten Zeichnungen, etwas gröber vielleicht als die früherer Jahre, sind den Texten inhaltlich zugeordnet; es sind vorwiegend Nahaufnahmen allbekannter Herbstmotive: vertrocknete Blätter, leere Nester, verlorene Federn am Boden. Ein wunderbar gestaltetes Buch, literarisch wie ästhetisch ein Gewinn.
Für alle, deren literarische Nachkriegserfahrungen von diesem wortmächtigen, engagierten und eigenwilligen Künstler begleitet und geprägt worden sind.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Grass, Günter
Grass, Günter:
Vonne Endlichkait / Günter Grass. Buchgestaltung von Sarah Winter. - Göttingen : Steidl, 2015. - 172 S. : Ill. ; 25 cm
ISBN 978-3-95829-042-6 geb. : EUR 28.00
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