Fürstenfelde, ein Dorf in der Uckermark, bereitet sich auf das Annenfest vor. Was gefeiert wird? „Vielleicht feiern wir einfach, dass es das gibt: Fürstenfelde. Und was wir uns davon erzählen.“
Rezension
Es ist die Nacht vor dem Fest. Auf unterschiedlichste Art bereiten die Bewohner sich vor. Herr Schramm, ehemals NVA, jetzt Rentner, ist sich unsicher: Selbstmord oder doch erstmal Zigaretten holen. Frau Kranz die Dorfmalerin malt ein Bild für die Festauktion. Der 16jährige Johann bereitet sich auf die Glöckner-Prüfung vor und in Ulis Garage trinken die Männer Sterni. Eine Welt voller skurriler Charaktere tut sich vor dem Leser auf, scheinbar trostlos, aber doch nicht traurig. Immer wieder eingestreut sind Fabeln und Berichte aus der Geschichte Fürstenfeldes in gekonnt nachgeahmter mittelalterlicher Sprache. Zudem kommt auch eine Füchsin auf Eiersuche zu Wort. Saša Stanišić, der für diesen Roman mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde, gelingt es, durch seinen Wir-Erzähler, den Leser in diesen Kosmos hinein zu saugen. Sprachlich hervorragend, trocken, ironisch, komisch und vor allem liebevoll setzt der Autor der brandenburgischen Provinz ein Denkmal.(Nominiert für die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2014.)
Ein wunderbarer Provinz-Roman, auch für eingefleischte Städter. Breite Empfehlung.Rezensent: Maike Linne
Personen: Stanišić, Saša
Stanišić, Saša:
Vor dem Fest : Roman / Saša Stanišić. - München : Luchterhand, 2014. - 316 S, ; 22 cm
ISBN 978-3-630-87243-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher