Ruhrpott-WG sucht sich ländliches Idyll im Schwäbischen
Nirgendwo.
Rezension
„Wandelgermanen" ist nach "Hartmut und ich" und "Voll beschäftigt" das dritte Buch des Kultautors. Eine Ruhrpott-Bochum-Wohngemeinschaft mutiert zu einer Ex-WG, weil Hartmut, seines Zeichens philosophischer Moralist mit fatalen Fehlentscheidungen im wirklichen Leben, bei Ebay für wenig Geld ein Häuschen im schwäbischen Niemandsland erwirbt. Ein ersehntes Idyll, das nur nach einer Fotografie erstanden wird. Das zu erwartende Chaos ist unausweichlich, die Protagonisten lernen ihre Lektion natürlich erst am Ende des Buches. Die Schilderung diverser Charaktere der hinterwäldlerischen Landbevölkerung bietet Uschmann die Gelegenheit zu einigen humoristischen Einfällen. Auch der "clash of civilizations" zwischen Eingeborenen und Zugereisten entbehrt nicht der Komik. Dass Behördengänge nur als kafkaeskes Bürokratie-Erleben möglich sind, versteht sich von selbst. Abstrus aber werden die Einfälle, um die sich mystisch-germanisch gerierende Gruppe der "Wandelgermanen", die man euphemistisch gerade noch als "naturnah" bezeichnen kann und eine paramilitärische Wehrsportgruppe, die kritischen Differenzierungen keinen Raum lassen.
Das Buch ist in seiner unkritischen, romantisierenden Distanzlosigkeit zu extremen Ideologien für Büchereien nicht zu empfehlen.Rezensent: Lutz Moldenhauer
Personen: Uschmann, Oliver
Uschmann, Oliver:
Wandelgermanen : Roman / Oliver Uschmann. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Scherz, 2007. - 380 S.
ISBN 978-3-502-11051-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher