Düsterer Roman über eine Familientragödie aus der Sicht eines zehnjährigen Mädchens.
Rezension
Der Bruder ertrinkt beim Schlittschuhlaufen und Jacke - so wird sie genannt, weil sie nie ihre Jacke auszieht, sondern sich darin zu schützen versucht - gibt sich die Schuld daran. Ihre Familie, die einer streng reformierten Kirche angehört und nach deren Überzeugungen lebt, bricht auseinander - die Mutter isst nicht mehr und entzieht sich, der Vater schweigt, Jacke und ihre Geschwister entwickeln verstörende Symptome, Überlebensstrategien und Deutungsversuche und planen die Flucht aus der Familie „auf die andere Seite", die nicht näher definiert wird. Rijneveld beschreibt in ihrem Debütroman eine erschreckende und schockierende Welt des Schweigens und der unüberwindlichen Distanz, die sich zwischen den Familienmitgliedern auftut. Körperliche Befindlichkeiten sowie Übergriffe, die in sehr deutlicher, ungeschönter Sprache geschildert werden, unterstreichen diese tiefe Verlorenheit und das Ausgeliefert-Sein und sind für den Lesenden mitunter schwer auszuhalten.
Ein sehr schwieriger Roman - sprachgewaltig, voller Symbolik und verstörend. Für große Büchereien mit ausgefallener zeitgenössischer Literatur geeignet.Rezensent: Anne Rank
Personen: Rijneveld, Marieke Lucas Beuningen, Helga van
Rijneveld, Marieke Lucas:
Was man sät : Roman / Marieke Lucas Rijneveld. Dt. von Helga van Beuningen. - Berlin : Suhrkamp, 2019. - 316 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-518-42897-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher