Roman über die Publizistin, Soziologin und Philosophin Hannah Arendt (1906-1975).
Rezension
Im Sommer 1975 reist Hannah Arendt von New York zum siebten Mal nach Tegna ins Tessin. Hier will sie einige Ferienwochen verbringen und die Ruhe im entlegenen Maggiatal zur Weiterarbeit an ihrem Buch "Vom Leben des Geistes" nutzen. Die Autorin, Literaturwissenschaftlerin an der Universität Zürich, ist eine exzellente Kennerin von Leben und Werk Hannah Arendts. Ihr Anliegen ist es, den Blick auf ein bislang wenig beachtetes Detail im Werk zu werfen, nämlich die Liebe zur Poesie. Meistens wird Hannah Arendt als verkopfte, nüchtern analysierende Wissenschaftlerin gesehen und ihre empfindsame, sensible und Nähe und Wärme suchende Seite übersehen. Im szenischen Wechsel zwischen Gegenwart und der ständig im Unterbewusstsein präsenten Vergangenheit mit Flucht, neuer Existenz im fernen Amerika, den Reisen ins Nachkriegsdeutschland zeichnet der Roman eine fiktive facettenreiche Gestalt, die sich festen Zuordnungen entzieht.
Wer sich mit Hannah Arendts Biographie beschäftigen möchte, greife zu dem 2001 mit dem Ev. Buchpreis ausgezeichneten Band von Alois Prinz bevor er sich auf die fiktive Darstellung im Roman einlässt oder lese in ihre Briefe.Rezensent: Halgard Kuhn
Personen: Keller, Hildegard E.
Keller, Hildegard E.:
Was wir scheinen : Roman / Hildegard E. Keller. - Köln : Eichborn, 2021. - 563 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-8479-0066-5 geb. : EUR 24.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Kel - Buch