Gelungener Jugendroman über Alltagsrassismus und die Auseinandersetzung mit ihm.
Rezension
Wer (als Weißer) selbst nicht betroffen ist, ist oft blind - gegenüber dem alltäglichen Rassismus. So erlebt es Lenni, dem, anfangs eher zweifelnd und zögerlich, mehr und mehr die Augen aufgehen. Ist es rassistisch, wenn der neue Mitschüler Benjamin, PoC, gefragt wird, wo er „eigentlich" herkommt? Wenn Lenni denkt, der Arzt in Benjamins Familie muss wohl sein rothaariger Vater sein, nicht seine Mutter, PoC? Wenn die Schwester seines Freundes Serkan, Elif, Schwierigkeiten hat, als Kopftuchtragende einen Praktikumsplatz zu finden? Wenn sein Lieblingslehrer in der Theater-AG Serkan, dem einzigen mit einer dunkleren Hautfarbe, die Rolle des King Kong zuteilt?
Kathrin Schrocke beschreibt sehr behutsam und dadurch gut nachvollziehbar, wie Lennis Weltbild erst ganz langsam, dann aber fortschreitend durch Serkans, Benjamins und Elifs Fragen und Erfahrungen ins Wanken gerät und er vieles, was er vorher als „irgendwie normal" oder zufällig angesehen hat, hinterfragt und als rassistische Bewertung erkennt, mitunter auch im Sinne des positiven Rassismus.
Rezensent: Anne Rank
Personen: Schrocke, Kathrin
Schrocke, Kathrin:
Weiße Tränen / Kathrin Schrocke. - München : Mixtvision, 2023. - 219 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-95854-205-1
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher