Ungewöhnliche Zeitreise in die Vergangenheit, in die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts.

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Rezension

Wilhelm Weitling, Berliner Richter a. D., verbringt, wie immer, einen Teil des Sommers in dem ehemaligen elterlichen Ferienhaus, inmitten der idyllischen Uferlandschaft des Chiemsees. Weitling liebt diesen Rückzug in die Einsamkeit der Natur, beschäftigt sich hier mit philosophischen und religiösen Fragen seiner juristischen Tätigkeit, läßt Kindheitserinnerungen sprechen. Er kommt zu dem Fazit, sein Leben gut "überstanden" zu haben, sieht sich als sorgenfrei und solide etabliert. Als er sich, trotz einer gewissen Unlust, zu einer Segeltour entscheidet, ignoriert er die sich bedrohlich aufbauende, schwarze Wolkenwand und gerät in einen schweren Gewittersturm. Ein Blitzschlag irritiert und verstört ihn völlig. Er erliegt einer Sinnestäuschung, sieht sich selbst beim Aufstehen zu - und - bewegt sich plötzlich auf einer Zeitreise fünf Jahrzehnte zurück. Weitling fühlt sich gleichzeitig als ein "Er", wenn es um Tatenbeschreibungen geht, und als ein "Ich", bei Gedankenbeschreibungen. In diesem Zustand interpretiert er sein gegenwärtiges Leben völlig neu. Er stellt Entwicklungen, Gefühle und Entscheidungen in Frage, muß relativieren, Einschätzungen revidieren, durchläuft Ängste, Zweifel und Hoffnungen, die ihn zu verblüffenden Erkenntnissen führen.

Gert Heidenreich liest textadäquat mit sonorer Stimme. Wohltuendes Hörerlebnis. Willkommene Abwechslung im Klinikalltag.Eine Bereicherung für alle Patientenbüchereien.

Rezensent: Brigitta Morgenstern

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Personen: Heidenreich, Gert Nadolny, Sten

Schlagwörter: Erinnerung Zeitreise Vergangenheit