Ein Vater betreut seine beiden kleinen Kinder in der Coronazeit.
Rezension
Der mittlerweile etablierte, mit Preisen ausgezeichnete Autor (zuletzt 2018 „Die Überwindung der Schwerkraft") und promovierte Philosoph nennt sein Werk Roman. Es sind aber wohl weitgehend autobiographische, tagebuchartige Notizen. Der in Zürich lebende Ich-Erzähler adressiert den Text an seine Frau und berichtet von den vielen Freuden, profanen Alltäglichkeiten und kuriosen Absurditäten, die sich im Leben mit kleinen Kindern zeigen. Das Ganze potenziert sich dann noch mit dem Beginn der Corona-Pandemie. Intensiv reflektiert wird die Vaterrolle und die Situation als Schriftsteller, wobei die radikale Offenheit, etwa bei intimen Fragen (z. B. zu Sexualpraktiken) Teilen der Leserschaft zu weit gehen dürfte. Die Beklemmungen und Sehnsüchte (etwa nach einem einsamen Leben an der südschwedischen Küste) während des ersten Lockdowns 2020 sind aber gut nachvollziehbar. Der Stil ist eigenwillig, denn die Sätze nehmen oft kein Ende. Teils sind sie im Plauderton geschrieben, teils aber auch so philosophisch, dass man sie auch nach mehrfachem Lesen nur begrenzt versteht.
Für Leser*innen, die auch an inhaltlich und stilistisch etwas sperriger deutschsprachiger Gegenwartsliteratur Freude haben.Rezensent: Tobias Behnen
Personen: Helle, Heinz
Helle, Heinz:
Wellen : Roman / Heinz Helle. - Berlin : Suhrkamp, 2022. - 287 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-518-43077-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher