Biografischer Rückblick einer jungen Frau auf ihre von starken Gegensätzen geprägte Entwicklung hin zum eigenen Ich.
Rezension
Mit ihrer Zwillingsschwester wird die Protagonistin hineingeworfen in das chaotische Leben ihrer Mutter, die als Schauspielerin in der DDR recht erfolgreich ist, aber keinerlei Sinn für bürgerliche Lebensweise, geschweige denn für die Bedürfnisse ihrer Kinder hat. Nach der Umsiedlung in die BRD verstärkt sich dieser Trend, als sie auf eigentlich sympathische, aber mehr als alternative Weise einen Bauernhof bewirtschaftet und dabei die Kinder vielfach sich selbst überlässt. So erkämpft sich die Ich-Erzählerin unter zum Teil bizarren Voraussetzungen ihren eigenen Weg zu einer erstaunlich eigenständigen und kreativen Persönlichkeit. Eingebettet in die Handlung sind u.a. Exkurse zur DDR-Bohème, zu Waldorf-Schulen in der BRD, zu Künstler*innen und Dissident*innen. Hinzu kommen plastische Schilderungen der Spannungen zwischen geschiedenen Eltern und getrennten Paaren. Eingebettet ist dieser Lebensbericht in die erste tiefgehende, aber dramatisch endende Liebesbeziehung der Hauptfigur.
Psychogramm einer trotz vieler Widerstände geglückten Entwicklung und ein Porträt ganz unterschiedlicher gesellschaftlicher und persönlicher Rahmenbedingungen in Deutschland.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Franck, Julia
Franck, Julia:
Welten auseinander / Julia Franck. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2021. - 367 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-10-002438-1
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher