Ein Mädchen ringt mit Schatten und sucht nach Worten, um die Traumata ihrer Großfamilie zu verstehen und zu überleben.
Rezension
Mit dreizehn hört die Urenkeltochter auf zu essen. Sie muss in die Klinik und künstlich ernährt werden. Bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr bleibt sie unter medizinischer Beobachtung. Sie sucht verzweifelt nach ihrer eigenen Sprache, ihrem Platz im Leben, ihrem Körper. Sie kämpft Tag für Tag. Das Trauma des Großvaters, schmerzhaftes Schweigen, die Herrschaft der Männer über die Frauen und Mädchen nehmen ihr jeglichen Lebensmut. Sie hat keine Ahnung davon, wie ihr Leben gelingen kann. Dann beginnt sie in ein Heft mit karierten Blättern zu schreiben. Satz um Satz versucht sie, die in ihr tobenden Mächte zu bannen. Manchmal tritt sie kurz in Kontakt mit jemandem, dann bricht er wieder ab, weil sie unbeholfen ist. Das sprachlich hervorragende Debüt bleibt bis zum Schluss spannend. Wird das Mädchen eines Tages ehrlich fühlen und frei leben können? Zum Schluss blickt die erwachsene Frau zurück. Sie bleibt verletzlich und hat sich doch dem Leben anvertraut.
Eine bewegende Geschichte über Verwundungen der Seele, die nur schwer verheilen.Rezensent: Christine Behler
Personen: Draeger, Lea
Draeger, Lea:
Wenn ich euch verraten könnte : Roman / Lea Draeger. - München : hanserblau, 2022. - 287 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-27286-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher