Intelligent und witzig unternommener Beschwichtigungsversuch für alle, die nie dazu kommen, alles zu lesen, aber dennoch über „Gelesenes“ mitreden möchten.

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Rezension

Das hält doch der Pariser Literat und Psychoanalytiker Pierre Bayard selbst nicht für ganz ernst, was er da einem erstaunten Lese-Publikum auftischt: Er will ihm zeigen, wie leicht, ja wie amüsant es ist, über Bücher zu reden, ja zu urteilen (um sie am Ende gar zu verurteilen), die gar nicht vollständig, also von vorne nach hinten, Seite für Seite, gelesen wurden. Es reiche, so Bayard, nur ein Anblättern, ein Beschnuppern, ein Einstellen des Buches in den Kontext der eigenen Bibliothek, zu hören, was über die neuesten Titel erzählt und berichtet, rezensiert und geplappert wird – und schon ist man in den Kreis der an Literatur Interessierten, ja der Connaisseurs von Literatur, aufgenommen. Bei Partys und in Gesellschaften durchaus ernst zu nehmender Art lässt sich leicht über Gar-nicht, Halb- oder nur entfernt Gelesenes sprechen, plaudern, ja sogar wegweisende Aussagen machen. Andere werden verblüfft sein, zu erfahren, was Herr X. alles über den neuesten Bestseller weiß, der vielleicht erst gerade mal erschienen ist. „Rezepte“ und Anleitungen für sein außerordentlich amüsantes, witziges und intelligent eingefädeltes Plädoyer für einen lockeren Umgang mit der zeitgenössischen Literatur holte sich Bayard bei Musil, Montaigne, Eco oder Valery. Da steht schon, wie man am besten über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat. Überraschend treffliche Argumente dafür, dass man wirklich nicht jede Neuerscheinung internalisiert zu haben braucht, um sie zum Gesprächsstoff zu machen.

Etwas für literarische Füchse oder solche, die es nicht glauben wollen, dass literarische Bildung nicht unbedingt etwas mit Viel- und Alles-Lesen zu tun hat.

Rezensent: Hans Gärtner

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Personen: Bayard, Pierre Künzli, Lis

Schlagwörter: Lesen Bücher Kritik