Rezension
Dieser erste Roman der in Irland lebenden amerikanischen Autorin handelt von dem Leben eine Familie im heutigen Irland. Er könnte aber auch in jedem anderen europäischen Land spielen. Der Tourismusmanager Damian entwickelt ein neues Projekt, um das Irland der Moderne auch für Touristen mit nostalgischen Erwartungen wie grüne Wiesen und gesellige und gastfreundliche Einwohner attraktiv zu machen. Er kreiert ein künstliches Dorf, eine Art Freizeitpark, in dem das vermeintliche idyllische Leben im Irland der 50er Jahre künstlich erzeugt wird. Seine Frau Gillian leitet eine Art Entschleunigungsfarm für gestresste Zeitgenossen, leidet aber selber extrem unter beruflichem und privatem Stress, da sie ihre Stiefmutter Grace versorgt, die an Alzheimer erkrankt ist. Zudem beginnt sie ein Verhältnis mit einem Arbeitskollegen. Zufällig entdeckt Damian dieses außereheliche Techtelmechtel seiner Frau und entrüstet sich sehr darüber, obwohl auch er auf diesem Gebiet keinesfalls ein Heiliger ist. Damians und Gillians gemeinsame Tocher Heather erlebt gerade ihre erste Liebe und sammelt erste Erfahrungen auf sexuellem Gebiet. Es geht in diesem, teilweise mit ironischen Zügen geschriebenen modernen Familienroman um Themen wie Erinnerung, Verlust, Nähe und Distanz wie die Suche nach den eigenen Wurzeln.
Der Roman wird kaum Liebhaber und Liebehaberinnen irischer Schriftsteller ansprechen, auch Leser und Leserinnen, die Romane über Irland vorziehen, werden andere Erwartungen haben und kaum auf Ihre Kosten kommen. Er wird höchstens von Lesern und Leserinnen gefragt sein, die eine ironische Auseinandersetzung mit Themen der Moderne interessieren. Da iRezensent: Anke Märk-Bürmann
Personen: McCloskey, Molly Oeser, Hans-Christian
McCloskey, Molly:
Wie wir leben : Roman / Molly McCloskey. Dt. von Hans-Christian Oeser. - 1. Aufl. - Göttingen : Steidl, 2006. - 355 S. : 22 cm. -
ISBN 3-86521-329-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher