Autobigrafischer Roman mit viel Lokalkolorit aus Zeiten, in denen Prenzlauer Berg noch kein Szeneviertel war.
Rezension
Als sie ihren Vater kennen lernte, war Judy schon sieben Jahre alt: Da erst kehrte Willi, gezeichnet von Krieg und Gefangenschaft, nach Berlin zurück. Die Lebensentwürfe von Willi und seiner Frau Margit scheitern, bevor sie überhaupt umgesetzt werden konnten. Judy hingegen wächst in die junge DDR hinein - in eine Atmosphäre, die im antifaschistisch geprägten Prenzlauer Berg-Milieu noch vom Traum an die gelebte Utopie des Sozialismus erfüllt ist. In den 1970ern macht sich in den intellektuellen Kreisen, in denen die Journalistin Judy unterwegs ist, Resignation breit - bis nach 1989 wieder alles anders wird. Autorin Jutta Voigt lässt Zeit- und Familiengeschichte gekonnt ineinander fließen. Sie erzählt aus der Sicht der verschiedenen Protagonist:innen, streut Briefe und Originalzitate ein und gibt so spannende Inneneinsichten in die Ost-Berliner Kulturszene, in der der Wunsch nach einer gerechteren Welt mit der DDR-Realität in ständigem Widerspruch steht.
Für alle, die sich für die jüngere deutsche Geschichten interessieren.Rezensent: Margarete Barth-Specht
Personen: Voigt, Jutta
Voigt, Jutta:
Wilde Mutter, ferner Vater / Jutta Voigt. - Berlin : Aufbau, 2022. - 255 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-351-03799-4 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Voi - Buch