Seine letzte Reise führt den Schwerkranken tief in seine und in die Kriegsgeschichte hinein.
Rezension
Dieser Roman hat zwei Seiten: langatmige Passagen mit Landschaftsschilderungen und Auszüge aus einem Baedecker von 1913 einerseits, andererseits faszinierende Dialoge der beiden Protagonisten. Die mehr als 500 Seiten sind eine Zumutung, doch der Roman war immerhin für den Belletristikpreis der Leipziger Buchmesse nominiert. Der Autor erzählt aus der Perspektive von Jan Kraus, der Schwerkranke in den letzten Tagen ihres Lebens bei ihrer „Überfahrt“ begleitet. Als er dem 99-jährigen Wenzel Winterberg begegnet, liegt der apathisch in seinem Bett.Winterberg war aus dem Sudetenland vertrieben worden, Kraus stammt aus Vimperk, dem früheren Winterberg, und kam erst 1985 nach Berlin. Die ausgetauschten Erinnerungen wecken in Winterberg neue Lebenskräfte und er äußert seinen letzten Wunsch: eine Zugfahrt in die Vergangenheit auf der Suche nach einer verlorenen Liebe. Jan Kraus begleitet den passionierten Zugfahrer durch Halb-Europa.
Für Leser mit Durchhaltevermögen eine inspirierende Lektüre. Besonders Menschen, die aus dem Sudetenland stammen, zu empfehlen.Rezensent: Karl Foitzik
Personen: Rudiš, Jaroslav
Rudiš, Jaroslav:
Winterbergs letzte Reise : Roman / Jaroslav Rudiš. - München : Luchterhand, 2019. - 540 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-630-8795-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher