Das ganz „normale“ Chaos von Liebe und Familie, Politik und Gesellschaft im Spiegel des Österreichs der Gegenwart.
Rezension
Victor, die männliche Hauptperson, ist ein liebenswürdiger Vertreter der Generation Golf. Er hat gut geerbt und ist nicht auf berufliche Erfolge angewiesen. Dass die Beziehung zu seiner Frau am unerfüllten Kinderwunsch scheitert, ist symptomatisch. Überhaupt will sich dieser Typ Mann nicht den Herausforderungen der Zukunft stellen. Das trifft auch auf seine politische Positionierung zu. Eigentlich fühlt er sich der sozialdemokratischen Tradition der Familie verpflichtet, aber den sich daraus ergebenden Anforderungen mag er sich nicht stellen. Ganz anders dagegen seine neue Liebe. Zwischen der Cousine Karoline und ihm hatte es schon in der Jugend gefunkt, aber dann verlor man sich aus den Augen. Das lag schon daran, dass Karoline vergleichsweise zielstrebig als Ärztin ihr Leben organisierte und in Norwegen aus dem Blickfeld verschwand. Als sie nach Österreich zurückkehrt, seziert sie als Pathologin allein durch ihre zielorientierte Aktivität die morbide Gesellschaft ihrer Heimat.
Wer bereit ist, sich dem etwas langatmigen Charme des Autors zu widmen, erfährt auf unterhaltsame Weise viel über das Nachbarland und die ewigen Menschheitsthemen.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Wisser, Daniel
Wisser, Daniel:
Wir bleiben noch : Roman / Daniel Wisser. - München : Luchterhand, 2021. - 477 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-630-87644-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher