Versuch, die inzwischen weitgehend aus dem Blick geratene Autorin wieder in das literarische Bewusstsein zu heben.
Rezension
In ihrem liebevollen und informativen Vorwort versucht Antje Rávic Strubel den Rang von Joan Didion etwa im Vergleich zu Susan Sonntag fest zu schreiben. Dennoch wird bei der Lektüre der neu ausgewählten und zusammengestellten Essays aus den Bänden „Slouching towards Bethlehem“, 1968, und „The white album“, 1979, die komplett seit 1988 und 1996 auf Deutsch vorliegen, deutlich, wie stark zeitgebunden Joan Didion wirklich ist. Orientiert an der Kritik an den materialistischen Auswüchsen des Amerikanischen Traums in der Zeit der klassischen Moderne vor allem in den 30er Jahren und in Anlehnung an den gesellschaftlichen Protest der Beat Generation der 50er und 60er Jahre beklagt Didion die sinnentleerte und korrupte Welt der Moderne und beschreibt die Angst, die Verzweiflung und die Isolation des modernen Menschen. Die Ruhelosigkeit und die Ziellosigkeit von Jack Kerouacs „On The Road“, 1957, wird immer wieder sichtbar, auch wenn in ihren Essays der überhöhende philosophische Duktus einer allgemeinen Kulturkritik weiter ausgreift.
Für Literaturzirkel, die sich mit der amerikanischen Kulturkritik ab den 1930er Jahren beschäftigen möchten, durchaus geeignet.Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Didion, Joan Rávic Strubel, Antje
Didion, Joan:
Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben : Erzählungen / Joan Didion. Dt. und mit einem Nachwort versehen von Antje Rávic Strubel. - Berlin : Claassen, 2008. - 300 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-546-00409-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher